(Auszug aus der Oberamtsbeschreibung Horb 1865)
Gemeinde III. Klasse mit 756 Einw., wov. 14 Ev.-Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Thumlingen, O.-A. Freudenstadt, eingepfarrt.
Der ansehnliche, freundliche Ort hat an der westlichen Bezirksgrenze, am Saum des Schwarzwaldes eine ziemlich geschützte Lage, indem das Dorf in das mäßig eingefurchte Steinach-Thal hingebaut ist. Die größtentheils zweistockigen Gebäude, von denen die unteren Stockwerke aus Stein, die oberen aus Holz bestehen, sind mit Ziegelplatten gedeckt und mehrere verrathen durch ihr stattliches Aussehen die Wohlhabenheit ihrer Bewohner.
Die im Jahr 1768/69 im modernen einfachen Rundbogenstyl erbaute Pfarrkirche zu St. Konrad hat die Gemeinde zu unterhalten...
Das 1834 erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer; der Schulmeister wohnt in einem abgesonderten Gemeindehaus.
Das 1789 erbaute Rathhaus enthält die Gelasse für den Gemeinderath und im unteren Stockwerk die öffentliche Backküche. Zwei Waschhäuser und ein Armenhaus sind im Ort.
Gutes Trinkwasser, das 4 laufende Brunnen und 5 Pumpbrunnen liefern, ist hinreichend vorhanden; überdieß fließt die ganz in der Nähe entspringende Steinach durch den Ort und treibt etwa 1/8 Stunde unterhalb desselben eine Säg-, Gips- und Oelmühle.
Zur Vermittlung des Verkehrs mit der Umgegend sind Vicinalstraßen nach Altheim, Thumlingen, Bittelbronn und nach der Horb-Freudenstadter Landstraße angelegt; durch letztere ist der Ort mit der 1 1/2 Stunden östlich gelegenen Oberamtstadt, mit Schopfloch und Rexingen in Verbindung gesetzt.
Die Einwohner sind im allgemeinen stark gebaute, gesunde Leute, bei denen man neben großem Fleiß und Sparsamkeit einen biedern Charakter und heitern Sinn findet, daher auch der Gesang die vorherrschende Belustigung bildet. Die ökonomischen Verhältnisse sind im Durchschnitt gut und die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und im Betrieb des Frachtfuhrwesens. Der vermögenste Bürger besitzt 36 Morgen Felder und 4 Morgen Waldungen, der sogenannte Mittelmann 12-14 Morgen Felder und die ärmere Klasse 3-4 Morgen.
Die ziemlich große Markung, von der nur ein kleiner Theil der Waldkultur dient, ist zum größern Theil etwas hügelig und von kleinen Thälchen durchzogen;...die gewöhnlichen Getreidearten gedeihen gut...Im Dreifeldersystem und unter Benützung verbesserter Ackergeräthe (Flandrische Pflüge etc.) wird der Ackerbau gut betrieben...Von den Getreideerträgnissen werden jährlich.. Dinkel, Weizen und Gerste in das Großherzogthum Baden und nach Frankreich ausgeführt. In der zur Hälfte angeblümten Brache baut man Kartoffeln, Futterrkäuter, vorzugsweise dreiblätterigen Klee, Angersen und Reps.
Die Obstzucht liefert wegen des rauhen Klimas und der häufig eintretenden Frühlingsfröste geringen Ertrag...Die Weide wird nebst der Herbstweide an einige Ortsbürger um 580 fl. jährlich verpachtet; diese lassen 300 Stück deutsche, Bastard- und spanische Schafe auf der Markung laufen, die auch im Ort überwindtert werden; der Abstoß der Schafe geschieht durch Vermittlung von Händlern meist nach Frankreich und die Wolle kommt nach Nagold und Krichheim zum Verkauf...
Wegen des namhaften Fuhrwesens, welches mehrere Frachtfuhrleute nach Freiburg, Mannheim, Mainz, Koblenz etc. betreiben, ist die veredelte Pferdezucht von seiner Bedeutung und beschränkt sich nur auf einen kräftigen Landschlag, der für den eigenen Bedarf nachgezogen wird...
Die Rindviehzucht ist von Bedeutung und bildet eine besondere Erwerbquelle, indem viel Vieh nach Freudenstadt und in das Großherzogthum Baden zum Verkauf gebracht wird; man hält eine tüchtige Landrace, die durch zwei Landfarren und einem aus Simmenthal nachgezüchtet und verbessert wird. Die Farrenhaltung besorgt ein Bürger Namens der Gemeinde.
Von den Gewerben ist außer den schon angeführten und den ganz gewöhnlichen für den Ort arbeitenden Handwerkern, noch ein Schmid zu nennen, der Bohrer und Wenden verfertigt und auch nach Außen verkauft...
Zu der Gemeinde gehört außer der schon angeführten Sägmühle noch das Seehaus, ein an der Landstraße von Horb nach Freudenstadt einzeln stehendes Wirtschaftsgebäude, zu dem ein kleines Hofgut ghört. Das Haus erhielt vermuthlich seinen Namen von deinem nahegelegenen kleinen See.
(Quelle: Beschreibung des Oberamts Horb herausgegeben von dem königlichen statistische-topographischen Bureau Stuttgart Lindemann 1865, Neuausgabe 1964, Horst Bissinger KG, Verlag und Druckerei, 7031 Magstadt, Alte Stuttgarter Str. 39)